
Demenz ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Rund 1,8 Millionen Deutsche sind betroffen, und die Zahl der Erkrankten wird in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. Eine aktuelle Studie aus Rotterdam zeigt nun, dass eine Demenz-Diagnose besonders für Menschen mit hoher Bildung gravierende Folgen haben kann. Der Grund dafür liegt in der sogenannten „kognitiven Reserve“.
Demenz bei klugen Köpfen: Späte Diagnose, schneller Verlauf
Das Konzept der kognitiven Reserve beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, kognitive Beeinträchtigungen lange zu kompensieren. Menschen mit höherem Bildungsniveau sind durch lebenslanges Lernen, geistige Herausforderungen und soziale Interaktionen oft besser in der Lage, die Symptome einer Demenz zu verbergen. Dadurch wird die Krankheit bei ihnen oft erst in einem späteren Stadium erkannt – mit schwerwiegenden Folgen.
Eine Studie des Erasmus University Medical Centre in Rotterdam zeigt, dass mit jedem zusätzlichen Bildungsjahr die Lebenserwartung nach einer Demenz-Diagnose um etwa 2,5 Monate sinkt. Der Grund: Wenn die kognitive Reserve schließlich erschöpft ist, befindet sich die Krankheit meist schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Der Verlauf ist dann oft aggressiver und die Überlebenszeit kürzer.
Höhere Bildung als Schutz und Risiko zugleich
Auf den ersten Blick scheint eine hohe Bildung das Risiko für Demenz zu senken – doch das „Paradigma der kognitiven Reserve“ zeigt die Kehrseite: Ein widerstandsfähiges Gehirn kann den Abbau lange kaschieren, doch wenn die ersten Symptome schließlich auftreten, schreitet die Erkrankung schneller voran.
Das unterstreicht die Bedeutung frühzeitiger Diagnosen und Prävention. Regelmäßige kognitive Tests, frühe therapeutische Maßnahmen und gezielte geistige Förderung könnten dazu beitragen, den Verlauf der Krankheit besser zu beeinflussen.
Fazit: Früherkennung ist entscheidend
Die Erkenntnisse aus Rotterdam liefern wichtige Impulse für die Demenzforschung. Sie verdeutlichen, dass gerade Menschen mit hoher Bildung aufmerksamer auf frühe Warnsignale achten sollten. Denn auch wenn das Gehirn lange Widerstand leisten kann – die Zeit, die nach der Diagnose bleibt, ist oft kürzer, als man denkt.
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