Demenz – und doch sehr kreativ: Warum Betroffene für alles eine Erklärung finden
- M. Vatamanu

- vor 19 Stunden
- 2 Min. Lesezeit

Wer Menschen mit Demenz begleitet, kennt diese Situationen: Eine Vase fällt um, und plötzlich „war es der Wind“. Die Brille verschwindet, und „jemand muss sie versteckt haben“. Oder man wird überzeugt angeschaut, während jemand sagt:„ Das habe ich dir doch schon erzählt!“
Was für Außenstehende wie Ausreden wirkt, ist für Menschen mit Demenz viel mehr: eine kreative Strategie, um sich zu schützen, unsicheres Terrain zu ordnen und Würde zu bewahren.
Was hinter diesen einfallsreichen Erklärungen steckt, bezeichnet man als Konfabulation – einen unbewussten Schutzmechanismus.
Wenn Gedächtnislücken auftreten oder die Orientierung verloren geht, versucht das Gehirn automatisch, die fehlenden Informationen zu ergänzen. Dabei entstehen Geschichten, die für die Betroffenen vollkommen real und glaubwürdig erscheinen.
Wichtig zu verstehen ist: Das Gehirn füllt diese Lücken nicht absichtlich oder manipulativ, sondern unbewusst.
Viele Betroffene spüren genau: „Etwas stimmt nicht mit meinem Gedächtnis".
Um diese innere Unsicherheit zu kompensieren, greift das Gehirn auf Fantasie zurück — oft erstaunlich kreativ, manchmal humorvoll, manchmal verzweifelt.
Typische Alltagssituationen – und was sie bedeuten
1. „Jemand hat mein Geld gestohlen!“
Das Portemonnaie liegt später im Kühlschrank.➡ Emotion: Angst vor Kontrollverlust.➡ Bedürfnis: Sicherheit & Ordnung.
2. „Ich war das nicht!“ (obwohl etwas offensichtlich passiert ist)
Beispiel: Herd angelassen, Gegenstand verlegt, Tür offen.➡ Emotion: Scham, etwas nicht geschafft zu haben.➡ Bedürfnis: Kompetenz zeigen.
3. „Du hast mir das nie gesagt!“
➡ Emotion: Überforderung durch fehlende Erinnerung.➡ Bedürfnis: nicht bloßgestellt werden.
Menschen mit Demenz verlieren Erinnerungen – aber sie verlieren nicht ihre Fantasie, ihren Humor und ihren tiefen Wunsch, als wertvoller Mensch wahrgenommen zu werden.
Die kreativen Erklärungen, die sie geben, sind ein Versuch, Ordnung im Chaos zu schaffen und ihr eigenes Selbst zu schützen.
Wenn wir verstehen, dass diese „Ausreden“ ein Ausdruck von Mut und Kreativität, nicht von Trotz sind, kann der Alltag von Respekt, Nähe und gegenseitigem Verständnis geprägt sein.
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