top of page

"Weihnachten in meinem Kopf" – Ein herzzerreißendes Gespräch mit einem Demenzkranken

Autorenbild: M. VatamanuM. Vatamanu


Weihnachten an einem fremden Ort – Ein vertrautes Gefühl inmitten der Einsamkeit

Es war die Adventszeit, und der Raum war von einer stillen, fast feierlichen Atmosphäre durchzogen. Ich traf eine kleine, zierliche Dame. Sie saß im Sessel, den Blick aus dem Fenster gerichtet, als ob sie versuchte, etwas zu erkennen, was nur sie sehen konnte.

Die anderen Bewohner um uns herum waren still, jeder in seine Gedanken versunken, aber die Adventszeit war hier spürbar, irgendwie anders.

„Weihnachten… Ich glaube, es ist bald soweit“, sagte sie leise, fast wie ein Flüstern. Ihre Worte waren sanft, aber auch von einer gewissen Ungewissheit begleitet.

Es fühlt sich seltsam an“, fuhr sie fort, „ich weiß nicht, warum… Alles ist fremd, aber irgendwie auch vertraut. Irgendetwas liegt in der Luft, aber ich kann es nicht benennen.“ Sie zog die Decke etwas fester um sich, als ob sie sich mehr an den Moment klammern wollte.


Ich setzte mich neben sie, berührte sanft ihre Hand und lächelte. „Es ist die Adventszeit, die uns an etwas erinnert“, sagte ich. „Vielleicht an ein Gefühl von Zuhause, von Wärme und Nähe, das uns auch dann begleitet, wenn der Ort uns fremd erscheint.“

„Ja“, flüsterte sie, „es ist wie der Duft von Plätzchen oder das Flackern einer Kerze. Es gibt Momente, in denen ich mich sicher fühle, als ob ich wieder zu denen gehöre, die mich kennen. Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber dieses Gefühl… dieses Gefühl von Zuhause bleibt bei mir.“

Sie schloss die Augen für einen Moment, und ich konnte sehen, dass ihre Gedanken wie eine Welle von Erinnerungen kamen und gingen. Doch trotz ihrer Vergesslichkeit spürte ich, dass sie etwas Wichtiges festhielt.

„Weihnachten bedeutet für mich nicht mehr das Datum“, sagte sie nach einer langen Pause. „Es ist dieses Gefühl. Wärme, Licht, das Lächeln der Menschen um mich. Manchmal verliere ich mich in Gedanken, aber wenn jemand bei mir ist, dann fühle ich mich nicht allein. Ich brauche keine Geschenke, nur Nähe.“

Ihre Hand suchte meine, und sie drückte sie sanft. „Ich mag vielleicht vergessen, was der Tag bedeutet, aber nie, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden.“

In diesem Moment wurde mir klar, dass Weihnachten nicht nur in den Erinnerungen lebt, sondern in der Verbindung, die wir im Hier und Jetzt teilen. An einem fremden Ort, inmitten der Adventszeit, fanden wir zusammen ein Gefühl von Geborgenheit – und das war mehr als genug.

„Frohe Weihnachten“, flüsterte sie, als sie meine Hand noch fester hielt. „Aus meinem kleinen Universum.“


Das Gespräch offenbart die wahre Essenz von Weihnachten: Es sind nicht die Geschenke oder die Erinnerungen, die zählen, sondern die Liebe und Nähe, die wir einander schenken.

Für Menschen mit Demenz bedeutet Weihnachten vor allem Geborgenheit – das Gefühl, nicht allein zu sein, auch wenn Erinnerungen verblassen oder die Welt unklar erscheint. Weihnachten ist ein Moment des Innehaltens, ein Augenblick, in dem Verbindungen spürbar werden, selbst wenn Worte fehlen. Es ist die Wärme und Zuneigung, die wir ihnen schenken, die zählt – ein liebevolles Licht in ihrer oft verwirrenden Welt.


Wir, das Team der Recall Demenz Akademie sind wie für Sie da – mit einfühlsamen Tipps und Hilfestellungen, um das Universum eines Demenzkranken zu verstehen und liebevoll darauf einzugehen – besonders in dieser bedeutungsvollen Zeit des Jahres.

Comments


bottom of page